Phasen der Migräne
Migräne-Phasen
Eine Migräneattacke kann in verschiedene Phasen unterteilt werden. Dabei durchlebt aber nicht jeder Betroffene alle Phasen. Manchmal kündigt sich die Migräne schon Stunden bis Tage vorher mit Heißhungerattacken, vermehrtem Gähnen oder Gereiztheit an. Bei einer Migräne mit Aura kommt es kurz vor oder während der Kopfschmerzphase zu neurologischen Auffälligkeiten. Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Migräne-Phasen.
Vorboten-Phase
Bereits Stunden vor Beginn der Kopfschmerzphase lassen sich Veränderungen im Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus, nachweisen. Derzeit wird eben dieser Hirnregion eine wesentliche Rolle bei der Entstehung einer Migräne-Attacke zugeschrieben.
Vorboten einer Migräne, auch Prodromi genannt, treten bei einem Teil der Patienten auf. Diese können sich wenige Stunden oder Tage vor dem Migräne-Anfall bemerkbar machen. Mögliche Warnsignale für Betroffene sind z. B.:
- Nackenschmerzen
- Gereiztheit, erhöhte Reizbarkeit
- Vermehrtes Gähnen und Müdigkeit
- Heißhunger-Attacken auf bestimmte Nahrungsmittel, z. B. Schokolade
- Überempfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen
- Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung
- Erhöhte Schmerzempfindlichkeit
Über Jahrzehnte hinweg wurden zahlreiche Einflüsse als Triggerfaktoren für Migräne-Attacken vermutet. Heute geht man davon aus, dass viele dieser Faktoren keine Trigger sind, sondern bereits die Vorboten eines Migräne-Schubs.
Einige Beispiele:
Schokolade galt lange als möglicher Auslöser – heute weiß man, dass Heißhunger auf Süßes zu den Symptomen zählt, die im Vorfeld einer Migräne-Attacke auftreten können.
Ähnliches gilt für Stress: Von Betroffenen wahrgenommener Stress ist offenbar nicht (immer) der Auslöser, sondern oft das Ergebnis der erhöhten Reizbarkeit, unter der Betroffene kurz vor der Migräne-Attacke leiden.
Auch Nackenschmerzen, die als Vorbote auftreten können, wurden und werden häufig fälschlicherweise auf Verspannungen oder andere Probleme der Halswirbelsäule zurückgeführt.
Aura-Phase
Bei einem Drittel der Migräne-Geplagten tritt eine sogenannte Aura auf. Das bedeutet, dass sich kurz vor (seltener auch während) der Kopfschmerzphase neurologische Auffälligkeiten bemerkbar machen. Diese äußern sich besonders häufig in Form von Sehstörungen. Betroffene nehmen dann z. B. folgende visuelle Aura-Zeichen wahr:
- Flimmern
- Lichtblitze
- Blinde Flecken
- Zickzack-Muster
Tipp: Mithilfe spezieller Migräne-Apps können Betroffene den Verlauf einer Aura nachvollziehen – dies kann für die Diagnose hilfreich sein.
Neben Sehstörungen können zum Beispiel auch Missempfindungen wie Kribbeln in den Händen oder Füßen, sowie Geruchs- und Gleichgewichtsstörungen auftreten.
Diese Symptome dauern im Rahmen einer Aura nicht länger als 60 Minuten an und bilden sich vollständig zurück. Das ist auch deshalb wichtig zu wissen, weil derartige Symptome z. B. auch im Rahmen eines Schlaganfalls oder augenärztlicher Notfälle auftreten können.
Kopfschmerz-Phase
Die Kopfschmerz-Phase dauert typischerweise 4 bis 72 Stunden und beginnt bei Migräne mit Aura innerhalb von 60 Minuten nach Eintreten der Aura-Symptome. Migräne-Kopfschmerzen werden folgendermaßen charakterisiert:
- Meist einseitig auf einer Kopfseite, die Schmerzen können jedoch während einer Attacke wandern
- Pulsierend-pochender Schmerzcharakter
- Mittlere bis sehr schwere Intensität
- Verstärkung durch körperliche Bewegung (z. B. beim Gehen, Bücken, Treppensteigen)
Typische Begleitsymptome sind Übelkeit und Erbrechen sowie Licht- und Lärmempfindlichkeit.
Mehr über die Symptome erfahren
Rückbildungs-Phase
Bei einem Drittel der Betroffenen geht die Kopfschmerz-Phase in eine Rückbildungsphase über. In dieser Phase lassen die Kopfschmerzen nach, aber es bestehen bis zu 48 Stunden lang eine erhöhte Müdigkeit, Reizbarkeit und Schwäche. Danach geht die Migräne (wieder) in die sogenannte „interiktale“ Phase über. So bezeichnen Fachleute die Phase zwischen zwei Migräne-Attacken.
Migräne: Lebenslange Besonderheit des Nervensystems
Heute weiß man, dass Migräne-Patienten aufgrund ihrer genetischen Ausstattung auch zwischen den einzelnen Kopfschmerzattacken ein besonderes „neuropsychologisches“ Profil aufweisen:
- Sie nehmen Reize intensiver wahr.
- Sie gewöhnen sich nicht oder nur wenig an wiederholte Reize.
- Sie können Reize schlechter filtern als Gesunde.
Auf diese Weise kommt es zu einer permanent erhöhten Aktivierung des Nervensystems. Als Folge kann sich eine erhöhte Kreaktivität und Impulsivität einstellen und auch das Denken kann intensiviert sein. Bei Betroffenen können sich aber auch leichter Ängste und Grübeleien entwickeln.
Migräne gilt per se als chronische Erkrankung, die lebenslang besteht. Der Begriff „chronische Migräne“ bezieht sich auf Krankheitsverläufe, bei denen es besonders häufig zu Migräne-Attacken kommt (d. h. konkret: über 3 Monate hinweg bestehen an mindestens 15 Tagen pro Monat Migräne-Kopfschmerzen). Die Häufigkeit, die Dauer sowie die Art und Schwere der Symptome kann sich über die Jahre und Jahrzehnte verändern und zum Beispiel bei Frauen auch hormonell beeinflusst werden.